2 - Alten- und Kinderheim

Wir beginnen unseren Spaziergang am Friedhofplatz. Vielleicht kommen Sie ja mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Kallmünz und steigen hier aus dem Bus. Manchmal können Sie hier auch einen Parkplatz für ihr Auto finden. Ein Gedenkstein erinnert an die erste urkundliche Erwähnung von Kallmünz im Jahre 983. Anlässlich der 1000 Jahrfeier wurde er aufgestellt. Besiedelt war der Ort wohl schon durchgehend seit ca. 1200 v.Chr.


Die Scheune auf dem Friedhofplatz ist abgebrannt und wurde längst abgerissen. Im Hintergrund das Kinderheim „Herzl. Gruss aus unserem Kinderhaus aus Kallmünz“, Postkarte 1909

Wir machen uns auf den Weg am Friedhof vorbei zum Kinder- und Altersheim.
Viele Menschen in ganz Deutschland kennen Kallmünz nicht wegen Kandinsky oder Gabriele Münter. Hunderte kennen es noch aus eigenem Erleben in einem der drei Kinderheime, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in Kallmünz gab.Neben dem Heim der Kirchenstiftung gab es noch zwei private Einrichtungen, die Kinderheime Laßleben und Miller.


Postkarte  ca.1935

Die Kirchenstiftung galt früher als eine der bedeutendsten Wohlfahrtseinrichtungen Bayerns.
Gründer des Kinder- und Altenheims war der kgl. Geistliche Rat Siegmund Dietz. 44 Jahre seines Lebens hat er den sozial Schwachen gewidmet und das Heim aufgebaut. Die ersten armen Kinder zogen im Dezember 1862 ein.
Alois Knauer, der Verfasser der Kallmünzer Ortsgeschichte zitiert die Augsburger Zeitung 1889, die über die traurigen Verhältnisse schreibt: „Es herrscht in der Oberpfalz die Sitte, Kinder, die der Gemeinde zur Last fallen, öffentlich an den Wenigstnehmenden beim Bürgermeister oder gar in einem Wirtshaus zu versteigern.“
Weiter schildert er: „Auch die Kinder der Anstalt waren der Barmherzigkeit der Spender überlassen. Es gab deren viele; allein bei der fortschreitenden Zunahme der Zöglinge (1886 waren es bereits 69) stand das Gespenst der Sorge ständig um Kochkessel und Kleiderschrank. So manche Kallmünzer halfen mit Lebensmitteln aus und die Zöglinge selbst durchkämmten im Sommer die ganze Umgebung nach Beeren und Pilzen.“ (S. 153)


Postkarte 1928

Der Kinderheimbau musste immer wieder vergrößert werden, 1890 waren 160 Kinder in dem Heim untergebracht. Die Versorgung wurde durch die angeschlossene Landwirtschaft sowie immer wieder durch großzügige Spenden der Kallmünzer sichergestellt.
Heute beherbergt das Gebäude ein Altenheim. Das Kinderheim ist nun in einem Neubau nebenan untergebracht.

Wir schließen uns gerne Erich Laßleben an: „Allen Schwestern, die seit Bestehen der Kinder- und Krankenhausstiftung in Kallmünz uneigennützig und in vorbildlicher Weise ihren Dienst am Nächsten getan haben und tun, sei an dieser Stelle ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“ gesagt.
(S.73 in 1000 Jahre Kallmünz)





 

  • Spaziergang Kallmünz

  • Wir können hier nur einen Teil der Fotos und der Texte des Buches zeigen.
  • 1 - Anreise
  • 2 - Alten- und Kinderheim
  • 3 - Strobelberg
  • weitere Kapitel folgen in Kürze
  • Herausgegeben: Bergverein Kallmünz
    Postkarten: Stefan Stoiber
    Fotos/Geschichten: Georg Vielwerth
    Texte: Martin Mayer
    MZ Verlag
    Preis: 19,90 €


    Haben Sie weitere Fotos oder Geschichten von Kallmünz? Bitte schicken Sie uns Ihr Material an info@bergverein-kallmuenz.de.